Das Wiener Gewehr

Der organisierte Einsatz von Fußsoldaten hat seit der ersten Entstehung von Heeren in der Antike bis in die heutige Zeit kaum an Gewicht verloren und Imperien wie Rom oder dem napoleonischen Frankreich zu militärischer und politischer Stärke verholfen. 


Mit dem Aufkommen des Schießpulvers kam es auch zur Entwicklung von Handfeuerwaffen, den Pistolen und Gewehren, welche die Hauptbewaffnung der Infanterie bilden. Noch heute ist das Infanteriegewehr in den Armeen als automatische oder halbautomatische Handfeuerwaffe zu finden und u.a. auch in der Ukraine im Einsatz. Auch in diesem Krieg ist nach wie vor die Bedeutung von Infanterie bei der Besetzung und Verteidigung von Gebieten sichtbar. Trotz der Entwicklung von digitaler Kriegsführung und militärischer Luftfahrt hat das Infanteriegewehr nicht an Bedeutung verloren.

Hergestellt wurde das Wiener Gewehr in Suhl und in Österreich, wobei zwischen den beiden Produktionsstätten leichte Abweichungen auftraten. Insgesamt ist festzustellen, dass die Österreichische Produktion nie das Suhler Qualitätsniveau erreichte. 

Als einziges Infanteriegewehr Sachsens sind die Laufringe hier aus Messing und der Bajonetthalt erfolgt mittels Lauffeder. Der Abzugsbügel wurde vom Gewehrmodell 1807 (Neusuhler) übernommen, das Schloss wurde wieder größer und mit einem, der damaligen Zeit entsprechenden, Herzhahn versehen. Um die Treffgenauigkeit zu verbessern, besaß es eine eingeschmiedete Kimme und ein Korn auf dem vorderen Laufring. Eine Pulverladung bestand aus ca. 11 Gramm. Dieses Pulver ist mit dem heutigen Pulver nicht zu vergleichen, welches explosiver ist und „rauchlos“ zündet.

Mit diesem Modell bewaffnet zogen die ersten Sachsen 1812 mit Napoleon nach Russland. 

Über die Zuverlässigkeit des Gewehres gibt es unterschiedliche Aussagen. So schreibt z.B. Vollborn über den Russlandfeldzug: "Die Gewehre Wiener Fasson, die im Herbst 1811 ausgegeben worden waren, zeigten viele Mängel. Dazu gesellte sich eine ungewöhnliche Furcht des Mannes vor seinem Gewehr, indem beim Zielschießen mehrere Läufe gesprungen waren." Nach Abstellung der ersten Mängel fasste man mehr und mehr Vertrauen in das Gewehr – „… auf 150 – 200 Schritt wurde größtenteils gut getroffen und viele Gewehre thaten noch auf 600 Schritt Wirkung.“

Gesamtlänge: 145,2 cm

Lauflänge: 106,3 cm

Kaliber: 17,2 mm

Lauf: glatt

Gewicht: 4,05 kg (ungeladen und ohne Tüllenbajonett)